Spätestens seit der Wahl in der Schweiz ist die Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen und seine politische Sprengkraft in aller Munde. Ist der Mensch mit einer Grundversorgung von Existenzangst und Arbeitszwang befreit, so könne erst sein volles kreatives und innovatives, aber auch menschliches Potential entfaltet werden – so heißt es.
Schon am Anfang unserer Reise Ende April hat auch uns die Diskussion um das Recht des Menschen auf eine Grundversorgung viel beschäftigt. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund unseres Studienthemas bewegten uns Fragen wie: was brauchen wir um uns frei und verantwortungsvoll in die Gesellschaft einbringen zu können? Wieso ist uns Geldunabhängigkeit in unserem heutigen System so wichtig? Was sollte ein politisches und wirtschaftliches Gesellschafts-System angesichts der heutigen globalen Herausforderungen einerseits und technischen Möglichkeiten andererseits leisten? Auch die BGE- und Degrowth-Konferenz in Hamburg Ende Mai hat angeregt, uns noch tiefergehend mit dem Menschenbild, den Grundsätzen und der Utopie hinter der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens auseinanderzusetzen.
Zwei Fragen in dieser Debatte sind oft Grund großer Kritik:
1) Wer bezahlt das denn alles? 2) Was ist mit denen, die dann nichts mehr machen???
Das Online-Projekt „MeinGrundeinkommen“antwortet auf die erste Frage mit einer einfachen Lösung: wir ermöglichen es einfach selbst. Jeder gibt dabei so viel er kann und will und auch ohne etwas gespendet zu haben kann jeder 1 Jahr Grundversorgung (12x 1000€) gewinnen. Jedes Mal wenn 12.000 Euro an Spenden zusammenkommen wird unter den angemeldeten Mitgliedern des Portals gelost. Über 50 jährliche Grundeinkommen sind dabei schon zustande gekommen, jeden Monat kommen fünf dazu, Tendenz steigend.
Die Zweite Frage bleibt aber weiter ungeklärt: Was ist mit denen, die vielleicht nichts mehr machen (können? / wollen?) ? Ist das in Ordnung? Wie viel ist genug? Wer entscheidet das?
Auf Basis dieser Kritikpunkte und als Folge vieler verschiedener Gespräche mit Befür-wortern und Gegnern des Grundeinkommens verfestigte sich bei uns mehr und mehr eine eigene Projektidee hierzu:
Das centi-Grundeinkommen! (cGE)
Wir wollen die Kernpunkte kritischer Einwände zum bedingungslosen Grundeinkommen mit folgender Idee angehen: Das Geld wird zum einen selbst gezahlt und zum anderen nur den Menschen gegeben, denen wir vertrauen: Freunden, Familie, Experten, Künstler, Leute mit tollen Projekten, die wir unterstützen möchten und an die wir glauben.
Nimm etwa 10% deines monatlichen Einkommens, bilde daraus Beträge à 10 Euro und gebe jeweils einen jeden Monat verschiedenen, von dir ausgewählten Menschen, die gute Dinge tun und an die du glaubst. Was dies bedeutet liegt im Ermessen jedes Einzelnen und kann sich vom engen Familienkreis bis hin zu online Bekanntschaften oder verehrten Künstlern oder Aktivisten im weiten Umfeld erstrecken.
Optimalerweise bekommst du und alle anderen so bis zu 111 centi-Grundeinkommen (1110€), von dem du selbst 10% (also jedes 10te cGE –> 110€) an 11 verschiedene Personen weiter verschenkst und so ein ganzes Grundeinkommen von 1000€ behältst.
Dieses Prinzip soll dann durch Kooperationen mit Verbänden, Stiftungen, Unternehmen, Industrie oder staatlichen und privaten Förderungen erweitert werden, die das Projekt durch Spenden unterstützen. Wir wollen damit die Grundeinkommens-Teile von jedem je nach Höhe der monatlichen Spenden vervielfachen, maximal aber auf 111 cGEs pro Person gedeckelt. Aus dem Geld, welches du weitergibst, wird dann mehr werden!
Alles überschüssige gespendete Geld wird zur Deckung der Kosten (transparent) genutzt bzw. verbleibt im Spenden-Topf für den nächsten Monat.
Das Centi-Grundeinkommen ist dafür da, um dir mehr Verantwortung für Dich, dein Umfeld, die Gesellschaft und die Umwelt zu ermöglichen. Hier einige Überlegungen dazu:
- Nimm es für dich, um dich ganz bewusst entspannen und entfalten zu können.
So kannst du jeden Tag ein bisschen lockerer beschreiten und mit dem was du gern tust selbst der Wandel sein, den du in der Welt sehen möchtest. - Nutze es für deine Freunde und Familie, Bekannten und Nachbarn, um gemeinsam fröhlicher und liebevoller miteinander zu sein und umzugehen.
So könnt ihr gemeinsam die Welt genießen und schöne Dinge und Momente teilen. - Nimm es, um Raum für gesellschaftliches Engagemente zu haben und dir zu überlegen, wie du dir eine schöne Welt von morgen vorstellst.
So kannst du eigene Ideen und Projekte für eine bessere Gesellschaft gezielt in die Tat umsetzen. - Verwende es für unsere Natur und deine Umwelt, um zum Beispiel ökologische Nahrung zu kaufen, Müll zu vermeiden oder aktiv Klima- und Naturschutz zu unterstützen.
So kannst du für deine Umwelt und die Zukunft der kommenden Generationen sorgen und die Schönheit der Tiere, Pflanzen und ganzer Ökosysteme bewahren.
Wenn ihr Lust auf ein solches Experiment bekommt, unterstützt uns gern wo ihr könnt: Wir brauchen Multiplikatoren, Programmierer, Buchhalter, Vereinsexperten, Organisationstalente, Unterstützer, Eventorganisatoren, Kontakte zu Unternehmen, Stiftungen und Wirtschaft und natürlich tolle Menschen mit Motivation und dem Willen, die Welt ein Stück besser zu machen! Erzählt die Idee weiter und seid Teil davon!
Ihr könnt sofort anfangen, einen kleinen Teil eures Einkommens (zb. 10%) in kleinen Beträgen von 10€ weiter zu geben, um lieben Menschen ihre finanzielle Unabhängigkeit und eigene Verantwortung zu ermöglichen. Gestalten wir verantwortungsvoll unsere Zukunft!
23. November 2016 at 1:24
Wie genau sich das Zusammenrechnet habe ich leider nicht ganz verstanden könntet ihr mir das vielleicht nochmal versuchen zu erklären und wie genau kann ich euch Unterstützen ?
herzlichst
Pamela
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23. November 2016 at 1:57
Hallo Pamela, vielen Dank für deine Frage!
Die Idee ist so:
1) Du schenkst jeden Monat 10€ einem Freund (oder Bekannten oder Aktivisten oder wen auch immer du unterstützen möchtest), oder gleich vielen, zb. 10 Freunden.
2) Du ermutigst Andere, das auch zu tun, also ihren Freunden monatlich 10€ zu schenken.
3) Wir alle versuchen, Unterstützer für die Idee zu finden, zb. Stiftungen oder Unternehmen, die etwas Spenden. Diese Spenden werden dann aufgeteilt, um jede 10€ die jemand an jemanden verschenkt aufzustocken, zb. um 1€.
Je nachdem, wieviel monatlich gespendet wird, desto mehr wird aufgestockt.
(Von den Spenden werden auch die Kosten der Plattform gedeckt)
4) Möglichst viele Menschen verschenken 10€ und Vertrauen an ihre Freunde. Diese haben ein wenig mehr Geld und so mehr Freiheit, können ihr Leben leichter gestalten, mehr Wert auf ihre eigene Entfaltung, Naturschutz oder ihre Freunde und Familie legen.
5) Wir verändern langsam die Gesellschaft und schaffen eine Welt, in der wir füreinander sorgen.
Regel 1: Jeder kann maximal 1000€ im Monat bekommen (bzw. 1110€ von denen 110€ weiter verschenkt werden)
(Es soll eine Grundsicherung sein, niemand soll davon reich werden. Was mehr eingeht, soll im Spendentopf landen und an andere Menschen fairteilt werden.)
Regel 2: Jeder kann einem Freund nur maximal 10€ geben.
(Es geht um eine kleine Geste. Wenn du mehr hast, unterstütze mehr Menschen mit 10€ und deinem Vertrauen.)
Dieses Projekt wollen wir Anfang 2017 ausprobieren. Noch kannst du also nicht mit uns das Centi-Grundeinkommen machen, aber die Idee lässt sich auch ohne uns umsetzen!
Nimm x-mal 10€ und gib sie jeden Monat an einen lieben Menschen weiter, den oder die du unterstützen möchtest.
Wenn du uns auf unserer Reise, der Planung des cGEs und weiteren solcher Projekte unterstützen möchtest, dann kannst du das aber auch tun! Schau mal unter Unterstützt uns! https://reiseuni.wordpress.com/unterstuetzt-uns/
(Unser Spendenkonto bei der GLS-Bank:
Reiseuni – IBAN: DE96430609672065384200
oder du schickst über Paypal etwas an Andrea25(ät)posteo.de)
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16. Januar 2017 at 21:13
Hallo,
die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen fand ich im ersten Blick extrem gut. Doch bei näherer Betrachtung stehen hinter diesem „Namen“ neoliberale Gedanken, die bspw. von Götz Werner vertreten werden. Diese Fußen nach ihrem Geschmack die Finanzierung auf eine 100% Mehrwertsteuer. Außerdem sollen mittels des bed. Grundeinkommens Sozialleistungen, wie Kranken- und Pflegeversicherungen gedeckt werden. Derzeit werden diese durch einen von der Höhe des Einkommens abhängigen Beitrag finanziert. In meinen Augen ermöglicht das eine solidarisches Versicherungssystem und eine gerechte Umverteilung in der Gesellschaft – ganz im Gegenteil zum bed. Grundeinkommen, wie es Götz Werner vertritt. Wie steht ihr in diesem Punkt zu dem Begriff „bedingungsloses Grundeinkommen“ und zu der Idee, es über eine 100% Mehrwertsteuer zu finanzieren?
Viele Grüße
Patrick
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10. Juli 2017 at 15:56
Hallo Patrik! Bei unserer Projektidee geht es um eine ganz eigene Umsetzung des BGEs, ohne Mehrwertsteuer-Erhöhung oder sonstwie, sondern selbst organsisiert.
Ein Abbau des Sozialstaates ohne eine langfristige Lösung für Pflege und Krankenversicherung (aber auch für Bildung, Kultur und Nahrungsversorgung, soviel Klima und Umweltschutz) ist sicherlich nicht Sinnvoll. Dazu gibt es aber auch diverse andere Ideen und Berechnungen, die im Sinne eines BGEs anders denken als Neoliberal.
Ich folge einem Freiheitsgedanken, in dem ich mir eine Welt wünsche, in der jeder Mensch weltweit frei von Existenssorgen ist und seiner intrinsichen Motivation folkgen kann, etwas zu tun was ihm, seinen Mitmenschen, der Gesellschaft und der Natur gut tut. Das BGE kann ein erster Schritt in diese Richtung sein.
Das Centi-Grundeinkommen gibt dies ein Stück weit her: Der Fokus liegt viel mehr auf Vertrtauen und Unterstützung, als auf „Absichertung“, auch wenn dies teoretisch auch passieren kann.
Liebe Grüße, Johannes
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23. Januar 2017 at 16:25
centi- heißt Hundertstel und nicht Zehntel
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23. Januar 2017 at 16:54
Hallo Penelope!
Da hast du natürlich recht, Centi- bedeutet Hundertstel.
Und ein centiGrundeinkommen von 10€ ist ein Hundertstel Grundeinkommen (von 1000€).
Soweit alles klar? 😉
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